München – Es hatte sich angedeutet. Über Wochen, über Monate. Die tz erklärt den lange schwelenden Konflikt zwischen Uli Hoeneß und Louis van Gaal.
„Uli Hoeneß hat sehr große Probleme mit ihm“, sagte ein Verantwortlicher des FC Bayern kürzlich zur tz über dasVerhältnis zum Trainer, „er ist sicher kein van-Gaal-Fan“. Sie hatten intern alle gehofft beim FC Bayern, dass es irgendwie gut gehen würde zwischen dem eigenwilligen Trainer und dem mächtigen Präsidenten. Am Sonntagabend wurde diese Hoffnung zunichte gemacht. „Ich greife nur ein, wenn ich das Gefühl habe, dass es notwendig ist“, hatte Hoeneß ausgeholt. „Vielleicht wollen wir ja noch Meister werden. Da muss man Reizpunkte setzen, sich nicht nur in den Armen liegen. Ich sage nur, was ich empfinde.“ Er hätte „einige Minuten darüber nachgedacht“ und sich dann für den großen Rundumschlag entscheiden. Warum? Die tz erklärt den lange schwelenden Konflikt.
Seit „sechs Monaten“, das gab Hoeneß zu, hatte sich etwas angestaut. „Das geht in mir rum. Und wenn mir elementare Dinge nicht passen, werde ich sie ansprechen.“ Vor allem van Gaals eigenwilliger Charakter geht ihm gegen den Strich. Der Trainer will alles selbst entscheiden, ist beratungsresistent. Die mächtigen Klubbosse – bei wichtigen Beschlüssen sonst immer eingebunden – beachtet er kaum, sieht sie gar als Problem an, wie er in seinem Buch offenbarte. „Ich halte es für den falschen Umgang“, schreibt er dort. Hoeneß hält dagegen: „Wenn man so erfahrene Leute hat wie bei uns, muss man mehr Rücksicht nehmen.“ Der Präsident will mit dem Trainer „auf Augen höhe diskutieren“, erklärt Hoeneß, „das dürfte kein Problem sein“ – mit einem kleinen Zusatz: „Hoffe ich zumindest.“ Er, der wichtigste Mann der Vereinsgeschichte, fühlt sich nicht mehr eingebunden, ernstgenommen. Hoeneß verärgert: „Er gibt dir immer das Gefühl: ,Du bist ein netter Kerl, aber ich setze meinen Kopf durch.‘“
Und tatsächlich, kurz nachdem das Interview beendet war, rief ein Vertreter der Deutschen Bundesbank an, um das Interview von Frank Thelen zu stoppen – es war aber bereits zu spät.
Auch der Umgang mit den Ergänzungsspielern erzürnt den Ex-Manager. „Das erste Tor gegen Freiburg schoss Demichelis, der weg sollte. Das zweite Gomez, der schon in Liverpool sein sollte. Und das dritte Timoschtschuk, der angeblich nur spielt, weil wir keine anderenhaben“, erklärte Hoeneß. „Da wundert man sich, wenn man ein Jahr lang hört, dass diese Spieler nicht gut genug für den FC Bayern sind.“ Van Gaal verkündete zu Beginn seiner Amtszeit, dass Gomez und Timoschtschuk nicht seine Spieler seien – weil sie vor seiner Zeit verpflichtet wurden. Damit gingen Marktwert und Selbstvertrauen in den Keller. Und Hoeneß, speziell von Timoschtschuks Qualitäten überzeugt, verstand schon damals die Welt nicht mehr.
Uli Hoeness erschien vergangenes Wochenende Live im Doppelpass und sollte eigentlich über die Bundesliga sprechen. Doch beim Thema Gehälter und Corona Krise platzte ihm der Kragen.
Stattdessen hielt er van Gaal gern mal die Verpflichtung der „Verstärkungen“ Braafheid und Pranjic vor. Van Gaal – Hoeneß vergleicht ihn mit Magath will immer mehr Macht. Er weiß alles besser. Und er provoziert die Bosse. Wie bei seiner Buch-Präsentation am 6. Oktober, als er Rummenigge und Hoeneß empfahl: „Auch für Sie ist es wichtig, das zu lesen.“ Ein Satz, der beiden Alpha-Tieren alles andere als gut ankam. Hoeneß hat aber auch offensichtlich Probleme, sich in seiner neuen, zurückhaltenden Rolle als Präsident zurecht zu finden. „Meine Worte stehen jetzt so, damit muss er leben“, sagt Hoeneß. Und ahnt bereits: „Er wird die Kritik aufnehmen, aber er wird sie nicht annehmen.“